16.05.2023
Stifter helfen Glinder Tafel. BürgerStiftung Oststeinbek ändert Satzung zugunsten Bedürftiger. Vorsitzende Renate Vorbeck dankt der Bürger-Stiftung Stormarn für Unterstützung als Dachorganisation.
Dank ihrer Stiftungsarbeit kann Renate Vorbeck dem Vereinsvorsitzenden der Glinder Tafel e.V., Alfons Stanetzek, regelmäßig Lebensmittelspenden zukommen lassen.
Renate Vorbeck kann sich noch genau erinnern, wie sehr sie das Erlebnis berührt hat. Die Vorsitzende der BürgerStiftung Oststeinbek war wieder einmal in Glinde, um bei der wöchentlichen Ausgabe von Lebensmitteln der Glinder Tafel dabei zu sein. „Da war eine ältere Dame mit Rollator, der ich beim Bewältigen der Stufen helfen wollte“, sagt Vorbeck. „Ich ging auf sie zu und sie hielt sofort schützend die Hände über die Tüten, die die Tafelmitarbeiter ihr ausgehändigt hatten. Als hätte sie Angst, dass ich sie ihr wegnehme.“ Diese Erfahrung machte der seit Jahrzehnten engagierten Oststeinbekerin einmal mehr bewusst, wie wertvoll das Angebot der Tafel und wie dringend notwendig die Arbeit der ehrenamtlich Aktiven ist. Weil es eben nicht für jeden selbstverständlich sei, das Nötigste zum Leben selbst einzukaufen. Rund 100 Menschen kommen regelmäßig ein Mal pro Woche ins Gutshaus Glinde. In dessen Kellerräumen ist die Ausgabestelle der Tafel, die keine städtischen Zuwendungen erhält, sich ausschließlich über Spenden finanziert und allein durch ehrenamtliche Mitarbeit möglich ist. „Hinter jedem einzelnen Tafelkunden stehen im Schnitt weitere drei bis vier Familienmitglieder, die so versorgt werden“, sagt Alfons Stanetzek, Vereinsvorsitzender der Glinder Tafel. Der tatsächliche Bedarf sei weit größer: Jede Woche müsse Stanetzek schweren Herzens mindestens vier neue Anfragen ablehnen.
Alfons Stanetzek freut sich über Unterstützung für die Glinder Tafel.
Das passiert nicht nur in Glinde, sondern bundesweit: Fast ein Drittel der mehr als 960 Tafeln musste einen Aufnahmestopp verhängen. Deutschlands Tafeln haben ihre Belastungsgrenze erreicht, unterstützen so viele Menschen wie nie zuvor. „Die Lage der von Armut Betroffenen hat sich durch die Pandemie, den Ukraine-Krieg und die gestiegenen Kosten drastisch verschlimmert“, sagt Jochen Brühl, Vorsitzender von Tafel Deutschland e.V.. Die Zahl der Kundinnen und Kunden sei im bundesweiten Durchschnitt um 50 Prozent gestiegen.
Umso dankbarer ist Alfons Stanetzek für die Unterstützung von Renate Vorbeck. Durch regelmäßige Spenden über die von ihr 2010 mitbegründete BürgerStiftung Oststeinbek ist sie unter anderem ein Garant dafür, dass wenigstens der aktuelle Kundenstamm ausreichend versorgt werden kann. „Wir können längst nicht alle Lebensmittel, die wir von den Supermärkten abholen dürfen, auch guten Gewissens weitergeben“, so Stanetzek. Vor der donnerstäglichen Ausgabe um 14:15 Uhr sortieren er und seine Vereinskolleginnen und -kollegen ab dem frühen Morgen schimmliges Obst und Gemüse, vertrocknete Salate und faulige Pilze aus, prüfen Haltbarkeitsdaten und Verpackungen. Ein Teil der Waren landet im Müll und nicht bei den Bedürftigen.
Mit den Lebensmittelspenden der Oststeinbeker Stiftung hat die Glinder Tafel das Glück, genügend frische Produkte sowie haltbare Lebensmittel weitergeben zu können. „Ich liebe sie für ihr Engagement und dass sie sich so unmittelbar einbringt“, sagt Alfons Stanetzek über Renate Vorbeck, die in ihrer freien Zeit neben der Arbeit für die BürgerStiftung Oststeinbek auch für die Kinderkrebshilfe um Spenden wirbt. Dafür erhielt die gebürtige Hamburgerin 2021 die Verdienstmedaille und damit eine der höchsten Anerkennungen, die die Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht. „Mir geht es nicht darum, irgendwie Zeit totzuschlagen, weil mir langweilig ist“, sagt Vorbeck. Ihr Antrieb, sich für andere Menschen einzusetzen, geschehe vor allem aus großer Dankbarkeit heraus. Sie sagt: „Das Leben vieler Menschen, die um Essen Schlange stehen, ist alles andere als leicht und häufig von Schicksalsschlägen geprägt. Man selbst wird demütig und lernt zu schätzen, dass es einem gut geht.“ Nun hat Vorbeck in der Stiftung eine Satzungsänderung durchgesetzt. In den Statuten war 'Mildtätigkeit' als Stiftungszweck bisher nicht vermerkt. „Ich habe es auf Umwegen trotzdem immer geschafft, der Tafel etwas zukommen zu lassen“, verrät Vorbeck mit einem Augenzwinkern. Mit dem neuen Zusatz sind jetzt keine Umwege mehr nötig. Die formelle Grundlage sei geschaffen, dauerhaft festgelegt: Wer der BürgerStiftung Oststeinbek Geld stiftet oder spendet, unterstützt neben regionalen Projekten der Jugend- und Altenpflege, der Heimatpflege und -kunde sowie Kunst, Kultur und Sport auch die Glinder Tafel.
Jörg Schepers, Referent der Bürger-Stiftung Stormarn und Ansprechpartner für alle Interessierten.
„Zum Glück hat uns die Bürger-Stiftung Stormarn in dem Vorhaben unterstützt und die Satzungsänderung ohne langes Hin und Her auf den Weg gebracht“, sagt Renate Vorbeck. Die Zusammenarbeit mit der Dachorganisation sei sowieso bemerkenswert positiv. Wie für die anderen derzeit sechs Bürgerstiftungen und 33 Stiftungsfonds innerhalb der Bürger-Stiftung Stormarn übernimmt diese auch für die Stiftung unter Vorsitz von Renate Vorbeck den gesamten Verwaltungsaufwand. Sie hat außerdem ein Auge auf die optimale Geldanlage, berät in rechtlichen und organisatorischen Dingen. Die Stifter können sich so ganz auf den Zweck ihrer Stiftung konzentrieren und die Spender sicher sein, dass ihre Zuwendungen am richtigen Ort landen.
Jörg Schepers, Referent der Bürger-Stiftung Stormarn und Ansprechpartner für Stifter und die, die es noch werden wollen, sagt: „Wer unter unser Dach kommt, profitiert von einem reichen Erfahrungsschatz. Gerade die regionalen Bürgerstiftungen können sich gegenseitig unterstützen und beleben, Netzwerke bilden, Ideen austauschen und untereinander Rat einholen.“ Wer im Kreis Stormarn etwas bewegen und sich wie Renate Vorbeck mit Zeit, Ideen oder Geld für eine unmittelbare und langfristige Mitgestaltung des Umfelds engagieren wolle, sei in der Gemeinschaft der Bürgerstiftung bestens aufgehoben.
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