23.06.2023
Bargteheider Gymnasium Eckhorst gründete vor zehn Jahren den heute landesweit zentralen Ort für Medienbildung von Schülern - auch dank Stiftungskapital . Fake News auf Anhieb zu erkennen, Nachrichtenquellen kritisch zu hinterfragen - auch das gehört für die 700 Schülerinnen und Schüler des Bargteheider Gymnasiums Eckhorst zum Schulalltag.
Sie lernen einen sicheren Umgang mit Medientechnologien und der Rezeption von Nachrichten. Seit zehn Jahren ist das schulinterne Lern- und Medienzentrum Dreh- und Angelpunkt für Medienbildung. Und das nicht nur in der Schülerschaft, sondern auch bei Lehrkräften und Eltern. „Wir bieten Informationsveranstaltungen, Hospitations- und Fortbildungsmöglichkeiten. Es geht bei der Medienerziehung und Medienbildung, die zu den Schwerpunkten unserer Schule zählen, nicht nur um die Vermittlung von Kompetenz, sondern auch um die Thematisierung von Medien als Element einer zeitgemäßen Allgemeinbildung“, sagt Studiendirektor Michael Schwarz, der als zentraler Koordinator die Verantwortung trägt.
Bildungsstiftung ist unverzichtbare Finanzstütze für Medienbildung
Schwarz war als Diplom-Journalist für Audio-Visuelle Medien tätig, bevor er als Lehrer an die weiterführende Schule kam, die im Juli ihr 40-jähriges Bestehen feiert. Als eine der ersten Schulen in Schleswig-Holstein befasste sich das Gymnasium mit der Frage, wie sich digitale Technik in den Unterricht integrieren lässt. Oft sei es daran gescheitert, dass es neben Know-how im Kollegium auch an Zeit für die Vor- und Nachbereitung oder Instandhaltung von Geräten mangelte, so Schwarz. Dann hatte er die Idee, einen Freiwilligendienstleistenden einzusetzen, um die digitale Technologie zu verwalten, zu warten und Lehrkräfte zu unterstützen. Doch weder Schulträger noch Bildungsministerium wollen das Vorhaben finanzieren. Schließlich fördert es die Medienanstalt - und mit der Bildungsstiftung Gymnasium Eckhorst entsteht 2016 ein tragender Pfeiler der Finanzierung.
Neben Stormarns Landrat Henning Görtz und Schulleiter Lars Troche zählen Eltern, Lehrer und Schulsprecher zum Stiftungsbeirat. Als einzige Schulstiftung unter dem Dach der Bürger-Stiftung Stormarn sichert sie Projekte des Gymnasiums, deren Kosten weder vom Land noch vom Träger übernommen werden. „Das, was Schule als Lebensraum wertvoll macht, wird meist nicht vom Schulträger oder Land finanziert“, sagt Schwarz. „Viel von dem, was das Stiftungskapital ausmacht, stammt aus dem direkten Schulumfeld.“ Die Schule sei auf diese Drittmittel angewiesen, die zum Teil auch vom Schulverein beigesteuert werden. „Es wäre großartig, wenn diese wertvolle Arbeit durch weitere Zustiftungen Unterstützung erfährt und wir sie langfristig absichern können.“
Gern werde die Bürger-Stiftung Stormarn etwaige neue Förderer auch dazu motivieren, „dieses für unsere Demokratie so wichtige Projekt zu unterstützen“, sagt Vorstandsmitglied Ralph Klingel-Domdey. „Je eher Heranwachsende zwischen Gerüchten und Falschmeldungen auf der einen und seriösen Quellen auf der anderen Seite zu unterscheiden lernen, desto besser für unsere Gesellschaft“, so Klingel-Domdey. „Ein konstruktiver Diskurs ist schließlich nur auf Basis von Fakten möglich.“ Sein Vorstandskollege Uwe Sommer ergänzt: „Die Bildungsstiftung passt perfekt zu den vielfältigen Aktivitäten von Stiftern in der Bürger-Stiftung Stormarn. Medienkompetenz ist für eine aufgeklärte Bürgergesellschaft wichtiger denn je.“ Zurzeit trägt die Bildungsstiftung jährlich rund 3.500 Euro für die Stelle im Bundesfreiwilligendienst, ohne die das Lern- und Medienzentrum nicht funktionieren würde. „Inzwischen haben wir zwei Stellen. Und ein Großteil der Summe wird über die Bildungsstiftung finanziert“, sagt Studienrat Schwarz. Marie Heller ist im August 2022 nach ihrem Abitur als Bundesfreiwilligendienstleistende ans Gymnasium Eckhorst zurückgekehrt. „Ich will vielleicht auf Lehramt studieren und bekomme hier andere Einblicke in den Beruf“, sagt die 19-Jährige. „In den unteren Jahrgängen gebe ich Medienunterricht und erkläre zum Beispiel, wie man eine Powerpoint-Präsentation erstellt.“ Im Lern- und Medienzentrum hilft sie Schülerinnen und Schülern bei technischen Problemen, kümmert sich um die Ausleihe von HDMI-Kabeln, Tablets, Laptops und anderen Geräten oder organisiert in Zusammenarbeit mit dem Offenen Kanal Infoabende für Eltern.
Medienlotsen haben viele Funktionen im Schulalltag
Der Offene Kanal Schleswig-Holstein ist ein Kooperationspartner der Schule. Er half bei der Gründung des Schulradios Radio Eckhorst Bargteheide (REB) und dem schuleigenen Fernsehen REBtv, begleitet mit dem Kreisjugendring Stormarn auch die Ausbildung von Medienlotsen, die jährlich 20 Schülerinnen und Schüler ab Jahrgang 9 durchlaufen. Das Gymnasium war 2013 sogar an der Konzeption der Medienlotsen-Ausbildung beteiligt. Rund 30 bis 40 Medienlotsen sind permanent im Einsatz. Sie betreuen Arbeitsgruppen, unterstützen im Unterricht und in den rund 60 Medienkompetenz-Projekten pro Schulhalbjahr. Dabei arbeiten sie Hand in Hand mit den Lehrkräften. „Medienkompetenz wird ebenso gefördert wie Sozialkompetenz. Das Besondere ist die Power der jungen Leute“, sagt Schwarz. „Ob redaktionelle Arbeit, Themenrecherche oder Einarbeitung jüngerer Schüler beim Schulradio oder Fernsehen - all das machen die Schüler selbst.“
Hinzu komme, dass die Schülerinnen und Schüler in ihrer Funktion als Medienlotsen eine hohe Glaubwürdigkeit in der Schülerschaft hätten. „Wenn ein 16-Jähriger als Gamer 12-Jährigen von seinen durchgezockten Nächten berichtet und sagt: Ihr müsst nicht alles so bescheuert machen wie ich, hier meine Tipps, dann hängen die Kinder an seinen Lippen“, so Schwarz. Die Produktion der schuleigenen Radio- und Fernsehsendungen nehme viel Zeit in Anspruch - oft sogar Freizeit. „Dann wird Schule zum Lebensraum. Die Schüler identifizieren sich, mit dem was sie tun“, sagt Michael Schwarz. Die Medienlotsen hätten viele Aufgaben im Schulalltag: „Wenn ein Sportlehrer gern die Bewegungsabläufe der Schüler analysieren möchte, kommt ein Medienlotse hinzu und übernimmt den technischen Part. Dadurch geht keine Zeit mit Auf- und Abbau der Technik verloren, die Dokumentation schauen sich die Schüler dann im Medienzentrum an“, so Schwarz. „Ein anderes Beispiel: Im Geschichtsunterricht der 6. Klasse produzieren die Schüler eine Nachrichtensendung aus dem Alten Rom oder von den Olympischen Spielen in der Antike. Sie setzen sich inhaltlich mit dem Lehrstoff auseinander, sind dabei mit Freude Reporter. Weil das Schneiden der Aufzeichnung aber viel zu komplex und zeitintensiv ist, kommen wieder die Medienlotsen ins Spiel. Sie bauen das Setting auf und betreuen die Reportergruppen, während die Lehrkraft weiter unterrichten kann.“
Die Angebote der Schule sind landesweit einzigartig
Das Gymnasium Eckhorst ist die einzige Schule in Schleswig-Holstein, die dank Schulradio- und Fernsehen Medienpraxis anbietet. „Wir sind so etwas wie die Spinne im landesweiten Netz für Medienkompetenz. Im Radiobereich fungieren wir als Ausbildungsschule des Landes und bieten Fortbildungen für andere Schulen an“, sagt Schwarz. „Schüler können bei uns nicht nur Medien analysieren, sondern auch selbst auf verschiedenen Kanälen produzieren und publizieren. Dadurch gewinnen sie unglaublich an Präsentationskompetenz und Eigenverantwortung: Was bedeutet es eigentlich, wenn ich mich medial darstelle oder Dinge für andere medial einordne?“ Felix Tamm, der seit der 7. Klasse beim REB mitwirkt, bestätigt das. „Radiomachen stärkt die Persönlichkeit“, so der 18-Jährige. „Wenn du als Moderator live vor 150 Mitschülern sprichst, gibt es kein Sicherheitsnetz. Die Routine hilft mir auch für Präsentationen.“ Für Michael Schwarz ist die Medienbildung gleichzeitig Demokratiebildung: „Wer einmal eine Fernsehsendung oder Radiosendung gemacht hat und weiß, wie das funktioniert, der fällt eben auch nicht mehr auf alles rein.“
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