24.10.2023
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf bietet kostenlose Selbsthilfe via Smartphone. Bürger-Stiftung Stormarn fördert das Projekt. Gereiztheit, Grübeleien, Ängste, Einsamkeit oder Einschlafprobleme – die Liste der pandemiebedingten Auswirkungen auf die Lebensqualität und psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist lang. Die Corona-Schulschließungen haben bis heute einen erheblichen Effekt auf die Psyche der 11- bis 17-Jährigen.
Foto: Timon Kronenberg
Das haben Forschende des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) in einem Kooperationsprojekt mit Wirtschaftswissenschaftlern der Universität Konstanz nachgewiesen. Der vorübergehende Mangel an sozialen Bindungen und pädagogischer Unterstützung hat Spuren in den jungen Seelen hinterlassen. Am stärksten betroffen: männliche Jugendliche, die Gruppe der 11- bis 14-Jährigen sowie Heranwachsende aus sozial benachteiligten Familien. Grundlage der Untersuchung waren unter anderem die Ergebnisse der bundesweiten COPSY-Längsschnittstudien der Forschungsgruppe „Child Public Health“ der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik des UKE. Digitale Angebote bieten schnelle Hilfe bei psychischen Problemen
Die Forschenden mahnen niedrigschwellige Angebote für den Nachwuchs an, um seelischen Problemen entgegenzuwirken. Denn die Versorgungssituation für Kinder und Jugendliche ist prekär: Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e.V. beklagt eine krisenhafte Entwicklung aufgrund von Fachkräftemangel, Versorgungslücken und zu viel Bürokratie. Eine sinnvolle Unterstützung könnten digitale Angebote wie Applikationen zur Selbsthilfe sein – ihre Entwicklung erfordert Geld, das angesichts knapper Kassen nicht zur Verfügung steht.
Die Datensicherheit der App ist vollumfänglich gegeben, da weder Daten erhoben noch an Drittunternehmen weitergegeben werden.
Mit Mitteln der Bürger-Stiftung Stormarn und der Sparkassen-Stiftung Holstein hat die Arbeitsgruppe E-Mental Health des Zentrums für Psychosoziale Medizin am UKE nun eine kostenlose Selbsthilfe-App für Kinder und Jugendliche entwickelt. Die App „COGITO Kids“ zeigt Nutzenden anhand der drei Charaktere Corie, Gilyaz und Tom, wie sich mit belastenden Gefühlen und schwierigen Situationen besser umgehen lässt. Die virtuellen Heranwachsenden im Alter zwischen zehn und 15 Jahren sind nicht nur gut drauf, sondern haben wie viele ihrer Altersgenossen unterschiedlichste Probleme wie mangelndes Selbstvertrauen, fehlende Emotionsregulation, soziale Isolation oder Ängste. 50 Übungen, eingebettet in persönliche Geschichten der Charaktere, leiten zum emotionalen und mentalen Selbstmanagement an und sollen Stimmung und Selbstwert steigern.
Tägliche Übungen erleichtern Umgang mit negativen Gefühlen
„Psychosoziale Belastungen und seelische Probleme nehmen bei Kindern seit Jahren zu. Die entwicklungsrelevanten Folgen der Belastung sind oft dramatisch“, sagt Prof. Dr. Steffen Moritz vom Zentrum für Psychosoziale Medizin, der die App mit seinen Kolleginnen Dr. Lara Bücker und Dr. Gesche Schauenburg entwickelte. „Leider kommt die Vermittlung zentraler Entwicklungsaufgaben wie der Umgang mit Ängsten oder der Aufbau von Selbstvertrauen in der Schule oft zu kurz.“ Die App fürs Smartphone sei für Kinder ab zehn Jahren geeignet und helfe dabei, der jungen Zielgruppe Wissen und Techniken zu vermitteln, die depressionsfördernden Denkmustern entgegenwirkten und das Wohlbefinden steigerten.
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Ursula Pepper, stellvertretende Stiftungsratsvorsitzende der Bürger-Stiftung Stormarn
„Die App sendet tägliche Erinnerungen mit wirksamen Übungen, die auf bewährten Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie basieren“, so Moritz. Die Übungen vermittelt eine Nachbarin von Corie, Gilyaz und Tom, die pensionierte Lehrerin und Sozialpädagogin „Oma“ Bärbel mit ihrem Hund Lucky. Am Ende jeder Geschichte wird die Lernbotschaft zusammengefasst und ermuntert zu einer unterstützenden regelmäßigen Übung. „So gibt es für katastrophisierende Gedanken den Grübelstopp oder Atemtechniken, die bei der Entspannung helfen“, erläutert und der Gesche Schauenburg. „Die Nutzenden lernen, dass negative Gefühle und schwierige Situationen bis zu einem gewissen Maß normal sind und erfahren durch die App, wie sie besser damit umgehen können.“ Gamification-Elemente sollen dazu motivieren, die Übungen regelmäßig durchzuführen.
„Die steigenden Zahlen psychischer Belastung von Kindern und Jugendlichen sind beunruhigend“, sagt Ursula Pepper, stellvertretende Stiftungsratsvorsitzende der Bürger-Stiftung Stormarn. „Als Stiftung wollen wir zu einer besseren Versorgung des Nachwuchses beitragen und freuen uns, ein niedrigschwelliges Angebot zur Selbsthilfe wie die COGITO Kids-App zu ermöglichen. Es wäre wünschenswert, wenn solche Projekte noch mehr Unterstützung erfahren würden“, so die ehemalige Ahrensburger Bürgermeisterin.
Bürger-Stiftung Stormarn erleichtert Zugang zu Unterstützung
Die COGITO Kids-App ist als Download verfügbar:
Android: https://play.google.com/store/apps/details?id=de.uke.cogitokids
iOS: https://apps.apple.com/de/app/cogito-kids/id6444564353
Die Datensicherheit der App ist vollumfänglich gegeben, da weder Daten erhoben noch an Drittunternehmen weitergegeben werden.