11.09.2024
Die neu errichtete Immo und Christine Mertens-Stiftung der Bürger-Stiftung Stormarn hat ihre erste Förderung zugunsten der Arche in Hamburg-Jenfeld getätigt. Tobias Lucht, leitender Sozialpädagoge bei der Arche, zeigte sich begeistert: „Insgesamt ist der Bedarf gestiegen in allen drei Stadtteilen, Jenfeld, Billstedt und Harburg. Wir sehen auch immer mehr Bedarf, Kinder und Jugendliche einzeln zu fördern. Wir werden die Förderung in zwei Schwerpunktprojekte aufteilen."
Die Schulleiterin der Arche-Partnerschule in Harburg, die schon viele Jahre dort ist, sagte es so: „Das letzte Schuljahr war so anstrengend wie nie zuvor, vor allem, weil viele Kinder mit psychischen Auffälligkeiten, noch immer als Nachwirkung der Corona-Pandemie, zu kämpfen haben. Vor allem Konzentrationsschwächen, aber auch Aggressionen und zu Hause eine mangelnde Ansprache an außerschulischen Bildungsangeboten sind an der Tagesordnung und viele Lehrkräfte sind am Limit."
Die Immo und Christine Mertens-Stiftung hat sich dazu entschlossen, die Fördersumme in Höhe von 6.200 Euro auf die beiden Projekte „Lernort" und „Abendessen" aufzuteilen.
Die Arche hat daher das Projekt „Lernort“ entwickelt, ein Programm, was im 1:1 Setting Ehrenamtliche und einzelne Kinder ein Schuljahr lang zusammen lernen lässt. Dort geht es darum, abgehängte Kinder wieder am Unterricht an zu knüpfen. Dabei geht es nicht allein um Lernstoff, sondern, wie begeistere ich mich für Allgemeinbildung, welche Konzentrationsübungen helfen mir beim Lernen oder ich arbeite als 5.-Klässlerin/Klässler auch Inhalte aus der 2. Klasse auf, die ich damals nicht verstanden habe. Dafür dürfen die Kinder den Unterricht früher verlassen, weil die Klassen oft sehr laut sind und die Lehrkräfte wissen, dass dieses Programm den Schülern hilft.
Die Arche hat dies mehrfach evaluiert und schulen dabei die Ehrenamtlichen sehr genau. Darüber hinaus gibt es eigenes Lernmaterial, was zu den „Lernort“-Zeiten aufgebaut ist, haptische Materialien, die Zahlenverständnis, Hilfen beim Lesen und Ähnliches fördern. In Harburg und Billstedt laufen diese Lernorte mit je 25 Duos nun schon zwei bzw. drei Jahre und so konnten die Lernerfolge evaluiert werden. Bei allen teilnehmenden konnte ein Anstieg in der Lernkurve festgestellt werden. Nun soll dieses Projekt auch in Jenfeld, der ältesten Arche, installiert werden. Bisher wurden in Jenfeld klassische Hausaufgabenhilfe aber auch Einzelnachhilfe und Leseförderung angeboten. Diese Programme laufen weiter und sollen nun um den Lernort erweitert werden. Es werden hier Kosten für die Materialien aber auch für die Schulung/Koordinierung der Ehrenamtlichen entstehen, die immer einen hauptamtlichen Ansprechpartner benötigen. Mit einer Summe von 6.000 Euro kann das Projekt für 6 Monate finanziert werden.
Immer wieder fragen Kinder bevor sie nach Hause gehen, ob sie Reste vom Mittagstisch mitnehmen können. Dies zeigt, dass es trotz Ganztagesschule am späten Nachmittag und Abend bei der Grundversorgung von Kindern und Jugendlichen einen großen Bedarf gibt. Auch Hausbesuche bestätigen immer wieder, dass es an grundsätzlichen Dingen wie Lebensmitteln fehlt und, dass es für Kinder in den Abendstunden zu Hause nur sehr unregelmäßig etwas zu essen gibt. Die Zeit vom Mittagessen bis zum nächsten Frühstück wird so für die Kinder sehr lang.
Verstärkt wird die Situation durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten. Gerade Lebensmittel im unteren Preissegment sind dabei um über 50% gestiegen, die finanziellen Einkünfte der Familien aber nicht. So kommt es, dass in allen Hamburger Archen ca. 30% mehr Kinder vor allem zu den Essensangeboten und gerade auch zum Abendessen kommen.
Deshalb startete die ARCHE Hamburg schon 2012 das Projekt „Abendessen für Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien“. Heute bietet die ARCHE im Kinder- und Jugendhaus der Arche Jenfeld an mehreren Abenden pro Woche eine Mahlzeit an. Den gestiegenen Bedarf haben wir dabei durch die Erhöhung der Anzahl der Mahlzeiten angepasst. Im Kinderhaus nehmen durchschnittlich 115 Kinder zwischen 4 und 12 Jahren an drei Abenden pro Woche dieses Angebot dankbar an.
Im Jugendhaus sind es ca. 65 Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren an fünf Abenden pro Woche. Dabei ist jeder Abend anders gestaltet je nachdem was am Nachmittag stattfand und wie viel Zeit für die Vorbereitung des Essens bleibt. Mal gibt es Brot mit Aufschnitt, Rohkost und Salat, mal einen gesunden Fastfood Snack und mal ein sogenanntes „Highlight“-Essen in Form von Burgern oder Pizza und mal kochen die Mitarbeiter mit jeweils einer kleinen Gruppe für alle anderen ein warmes Essen. Dabei wird immer auf ausgewogene, gesunde Zutaten geachtet. Wenn das Essen vorbereitet ist, decken die Kinder und Jugendlichen den Tisch. Die Mitarbeiter der ARCHE sitzen ganz bewusst gemeinsam mit den Kindern am Tisch, sie sprechen über Erlebnisse am Tag, diskutieren wichtige Themen und ganz „nebenbei“ können sie auch auf Tischregeln achten. Für die Mitarbeiter ist es eine Chance, Vertrauen zu den Kindern und Jugendlichen aufzubauen – der wichtigste Baustein für den langfristigen Erfolg der ARCHE Arbeit.
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